Haute Couture von Eva Maria Enslein im Haberland
Wer braucht schon Paris, Mailand oder Berlin? Haute Couture gibt's auch in Kirchendemenreuth. Eva Maria Enslein rollt für die Eröffnung ihrer Dorfschneiderei den roten Teppich aus.
Im Hof von Eva Maria Enslein drängten sich am Sonntagnachmittag die Besucher. Eva Maria Enslein hatte zum Tag der offenen Tür eingeladen. Viele waren neugirig auf die Modenschau, die die Haute Couture-Schneiderin angekündigt hatte. Der rote Teppich führte von der Haustür über das Kopfsteinpflaster quer durch den Hof. Enslein, die ursprünglich aus der Haberlandgemeinde stammt, betreibt seit vielen Jahren erfolgreich ein Modeatelier im Münchner Glockenbachvi ertel. Seit einigen Jahren liebäugelt die 57-Jährige wieder in die Heimat zurückzukehren. "Der Oberpfälzer hat immer Heimweh, egal, wo er ist", sagte sie.
Nun hat ihr Plan Formen angenommen. Es bot sich an, das große Elternhaus in Kirchendemenreuth umzubauen und in ein Atelier zu verwandeln. Enslein wählte dafür bewusst den Namen Dorfschneiderei. "Der Bedarf ist da", ist sie sich sicher. "Wer zu mir kommt, bekommt Qualität." Sie möchte bewusst ein Zeichen gegen die Wegwerfgesellschaft setzen.
Und davon konnten sich die Besucher bei der Modenschau überzeugen. Auf dem Laufsteg tummelten sich ausschließlich junge Frauen aus der Region, die gekonnt Ensleins Mode vorführten, als ob sie noch nie etwas anderes gemacht haben. Auch drei Männer waren dabei. Die Vorführung war in verschiedene Blöcke gegliedert. Laura, Marie-Theres, Beatrice, Andrea und Tamara präsentierten zunächst Jäckchen aus Chanel-Stoffen, kombiniert mit Spitzenkleidern, Seidenblusen oder auch mit Jeans. Weiter ging's mit Wickelkleidern aus der Businesslinie, Kleidern im 50er-Jahre-Stil in Schwarz-weiß mit Punkten sowie leichten Sommer- und Regenmänteln aus Baumwolle. Eva Maria Enslein legt sehr viel Wert auf qualitativ hochwertige Stoffe aus kleinen Manufakturen aus Frankreich, Italien, aber auch aus Bayern.
Zur Modenschau war auch die Mädchengruppe des Burschenvereins Püchersreuth gekommen, die sich von Enslein für ihr Jubiläum im Mai Dirndln hatte nähen lassen. Der Goldstoff mit einem Hauch von rotem Muster war dafür eigens gewebt worden. Die jungen Frau bekamen viele bewundernde Blicke.
Viel Beifall gab's auch für die Abendgarderobe, die Cocktailerkleider und Klassiker wie Rock und Bluse.
Die Besucher konnten sich im Haus umsehen und vom gelungenen Umbau überzeugen. So ganz kann die 57-Jährige, die vor über 40 Jahren eine Schneiderlehre beim Schieder-Schneider in Windischeschenbach absolviert hat, noch nicht von München lassen. Von Mittwoch bis Freitag betreut sie ihr Atelier in der Landeshauptstadt, von Samstag bis Dienstag will sie in Kirchendemenreuth sein. "Aber irgendwann will ich ganz hierbleiben", wünscht sie sich für die Zukunft.